Die Empathie – Gefühle sind im Business tabu 

In meinen Führungstrainings habe ich bis Anfang 2016 Führungskräfte zu Coaches ausgebildet. Anfangs war das Coachen eher eine Technik. Solange, bis diese an die Grenzen des Verstandes stieß. Je tiefer wir in den Coachingprozess einstiegen, desto notwendiger wurde es, über Gefühle zu sprechen. Denn es verbargen sich natürlicherweise Ängste, Druck, Wut, unausgesprochene Sorgen etc. in den Herzen der Menschen. Finden diese Emotionen keinen Ausdruck, kann das die berufliche Entwicklung blockieren. Befreiend wird es dann, wenn die Führungskraft empathisch reagiert, wenn sie spürt und versteht, was wirklich los ist im Herzen und im Kopf der Mitarbeiter. So bekommen Gefühle im Business zunehmend einen höheren Stellenwert, die Enttabuisierung setzt die Potenziale der Mitarbeiter frei.

 

Genau deshalb ist Empathie in Zukunft so wichtig

„Die Änderung der Definition von Führung wird eines der großen Themen der nächsten Jahre sein. Genauso, wie sich im Umgang mit den Kunden mehr Gleichberechtigung entwickelt hat, wird sich auch das Verhältnis zum Mitarbeiter grundlegend anders gestalten. Empathie wird zur Schlüsselkompetenz. Führungskräfte werden innen wie außen darauf angewiesen sein, die Wertvorstellungen der Menschen zu erfühlen. […] In Zukunft wird fehlendes Einfühlungsvermögen wahrscheinlich zum fatalen Wettbewerbsnachteil. Man braucht maximale Bereitschaft, zuzuhören und die Fähigkeit, in die Welten anderer Menschen einzutauchen.“ (Aus einem Interview mit Prof. Peter Kruse)

 

Empathie – tauche in die Welt der anderen ein

Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „empatheia“ für „Einfühlung“ ab. Empathie beinhaltet, Gedanken und Gefühle des anderen so weit wie möglich zu erkennen und aus der Sichtweise und Perspektive (dem Weltbild) des anderen zu interpretieren.

 

„Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Zur Empathie gehört auch die Reaktion auf die Gefühle anderer wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfsimpuls. Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung; je offener man für seine eigenen Emotionen ist, desto besser kann man die Gefühle anderer deuten. Empathie spielt somit nicht nur in Bezug auf andere Menschen eine Rolle, sondern ist auch unter dem Aspekt der Selbstempathie bedeutsam.”  (Quelle: Wikipedia)

 

Das bedeutet, dass du eine gut entwickelte Selbstwahrnehmung brauchst, um andere zu verstehen. Wenn du ganz bei dir bist – gesammelt, zentriert, fokussiert – fällt es dir leichter, bei deinem Gegenüber zu sein. Es geht darum, dich selbst gut zu reflektieren, um mit den Eindrücken des anderen umgehen zu können.

 

Die Selbstempathie

Wenn wir Fehler machen, etwas schief läuft, sind wir es oftmals gewohnt, den Fehler als erstes bei uns selbst zu suchen: „Das hätte nicht passieren dürfen. Was ist nur los mit mir?“

 

Was würde geschehen, wenn du stattdessen zunächst einen Moment Zeit investierst, um dich selbst zu beruhigen und dir Mut zuzusprechen, wenn du dich schlecht fühlst, gerade weil du dich schlecht fühlst? Genauso, wie du es für einen Freund oder nahestehenden Menschen tun würdest?

 

Selbstmitgefühl verleiht dir die emotionale Stärke und Widerstandsfähigkeit, dich schneller von den Verletzungen deines Egos zu erholen, sodass du deine Fehler zugibst, dir verzeihst und auf dich und andere mit Anteilnahme und Respekt reagieren kannst. Selbstempathie ist erlernbar und selbst wenn du schon selbstempathisch bist, ist immer noch Luft nach oben.

 

Wie das geht?

Wenn du innerlich zurücktrittst, kannst du deinen Monolog in dir wahrnehmen. Du bemerkst, was dich beilspielsweise aufregt, ärgert, zufriedenstellt oder glücklich macht. Nimm deine begleitenden Gefühle (z. B. Wut) und deine Körperempfindungen (z. B. zittern) wahr. Beobachte deinen Atem, dadurch nimmst du innerlich Abstand von den Dingen, die dich beschäftigen und betrachtest sie neutral. Dann kannst du sie frisch und unvoreingenommen anschauen sowie erforschen. So gelangst du zu neuen Erkenntnissen bzw. veränderten Betrachtungsweisen, die dich in die richtige Richtung bringen.

 

„Wir können nicht alles ändern was passiert, aber wir können die Art und Weise ändern, sie zu erleben.“

Andy Puddicombe

 

Du hast z. B. folgende Möglichkeiten, um deine Selbstempathie zu entwickeln:

  1. Innehalten und Atmen
    „Wir können die Zeit nicht anhalten, aber innehalten können wir zu jeder Zeit.“
    Kurt Haberstich
    Halte inne und atme. Wenn du deinen Fokus auf den Atem richtest, bist du sofort bei dir selbst. Beobachte deinen Atem für ein paar Atemzüge.
  2. Höre in dich hinein.
    Stell dir Fragen wie z. B.: Was denke ich gerade? Was fühle ich gerade? Was brauche ich jetzt? Worum geht es wirklich?
  3. Gib Fehler zu.
    Fehler sind okay. Fehler sind Möglichkeiten zu lernen, neu hinzuschauen und weitere Fragen zu stellen. Fehler ermöglichen dir, neue Perspektiven einzunehmen.
  4. Beobachte und reflektiere.
    Der Begriff Reflexion kommt von reflexio (lat.) und bedeutet zurücktreten. Wenn du innerlich zurücktrittst, kannst du deinen Monolog in dir wahrnehmen. Du bemerkst, was dich aufregt, ärgert, zufriedenstellt oder glücklich macht.
    Lies dazu auch meinen Artikel: Wie du durch Selbstreflexion aus deinen Fehlern lernst

 

Das bedeutet: Bevor du dich in jemand anderen einfühlst, finde dein Zentrum und gehe in dich. Dabei hilft dir die Meditation. Sie ist die Selbstmitgefühlsmethode schlechthin.

 

Empathie in der Meditation:

Wenn du im Kontakt mit dir selbst bist, ist es viel einfacher, mit anderen in Kontakt zu sein. Es geht darum, dich selbst in deinem Wesen anzunehmen. In der Meditation schaust du nach innen. Dabei kann dir das Atmen helfen. Eine gute Möglichkeit, um nach innen zu schauen, bietet dir die Herzintelligenz-Meditation Fokussiertes Atmen:

Step 1
Konzentriere dich beim Einatmen auf dein Herz und beim Ausatmen auf deinen Solarplexus (zwischen den unteren Rippen und dem Bauchnabel). Du kannst dabei eine Hand auf den Herzbereich legen und die andere auf den Solarplexusbereich.

Step 2
Wähle das Gefühl von Wertschätzung und Atme dieses Gefühl durch das Herz ein und durch den Solarplexus wieder aus. Hier hilft vor der Meditation ein kurzer Blick auf deine Herzintelligenz-Apotheke. Dieses Gefühl hilft dir, einen Zustand der Kohärenz zu erzeugen.

Step 3
Vermehre nun die positive Energie dieses Gefühls und erlaube dir, dass es sich ausbreitet.

Step 4
Stell dir innerlich die Frage: „Was brauche ich jetzt?“. Vielleicht ist es Zuversicht, Vertrauen, Gelassenheit, Friede, Verständnis, Toleranz oder etwas, was dir spontan in den Sinn kommt. Atme auch dieses Gefühl durch den Herzraum ein und durch den Solarplexus wieder aus. Erlaube auch diesem Gefühl, dass es sich ausbreitet.

 

Auf geht´s in die Meditation.

Auf dem Computer: Einfach den orangenen Play-Button drücken.

Auf dem Smartphone: Klick einfach auf „Listen in browser“.

 

Jetzt hast du die Voraussetzungen geschaffen, um jemand anderen empathisch wahrzunehmen. In seine Schuhe zu schlüpfen. Zu verstehen, zu spüren und zu begreifen, wie er denkt, fühlt und handelt. Dadurch machst du deine Welt reicher. Und die deines Gegenübers ebenfalls.

 

„Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“

Henry Ford

 

Empathie im Dialog:

Tauche ein in die Welt des anderen. Das Pendant zur Selbstakzeptanz ist Respekt, der die andere Person in ihrem Wesen als legitim anerkennt. Er ist aktiver als Toleranz: Ich bemühe mich darum, die Welt aus der Perspektive des anderen zu betrachten und zu versuchen, vollkommen in die Rolle des anderen zu schlüpfen – mit all seinen Vorgeschichten und Schicksalen.

 

Wenn dies alle am Dialog Beteiligten tun, können sie von dem sprechen, was sie wirklich bewegt. Durch das Teilhaben am Wesen der anderen entsteht eine ungeheure Kreativität. Eine Kraft, die Neues schafft. Die Veränderungen ermöglicht. Die spielerisch mit Krisen und Konflikten umgeht.

 

Kennst du diese Dynamik im Zusammensein mit anderen Menschen? Ich nenne es Begegnungskraft, durch deren Potenzial ich bereits unglaublich tolle Begegnungen erlebt habe, aus denen hervorragende, neue Möglichkeiten und Ideen gewachsen sind. So erlebe ich regelmäßig einen bereichernden Austausch mit Beraterkollegen. Aus diesen Gesprächen sammle ich immer wieder Inspiration für eigene Vorhaben. Darüber hinaus entstehen sogar gemeinsame Kundenprojekte, neue Formen der Zusammenarbeit und neue Produkte.

 

Empathische Grüße

Holger HagenHolger 🙂

 

Wie geht es dir mit der Empathie? Erzählst du mir, welche Erfahrungen du gemacht hast? Ich freue mich über deinen Kommentar!

Ich freue mich, wenn du den Beitrag teilst 🙂
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