„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“

(Kaiser Wilhelm II.)

 

„Wissen ist Macht“ ist Geschichte

 

Wir leben in einer Zeit von Ende und Neuanfang. Die Metapher „Wissen ist Macht“ ist out. Das Finden von Wissen gelingt uns mittlerweile spielend einfach durch das Tippen von Begriffen in die Suchmaschine. Wir verlassen das Informationszeitalter und befinden uns auf dem Weg ins Kreativitätszeitalter.

 

„Im Kreativitätszeitalter wird es immer wichtiger zu wissen, wo relevantes Wissen gerade entsteht. Geld wird in Zukunft nicht maßgeblich mit Dienstleistungen, sondern mit der Transformation von Wissen verdient werden. Der Faktor Mensch wird in der Wissenstransformation die maßgebliche Rolle spielen“ schreiben Oliver Gassmann und Sascha Friesike in ihrem Buch „33 Erfolgsprinzipien der Innovation“.

 

Wie kommt das Neue in die Welt?

 

In meinem Austausch mit Unternehmern und Führungskräften spüre ich immer mehr Arbeitsbelastung durch immer komplexere Aufgaben, Probleme und Entscheidungen, die mit herkömmlichen Managementmethoden kaum noch lösbar sind. Es ist wie ein Schwimmen gegen den Strom. Gesundheit, Zufriedenheit und Produktivität leiden darunter. Trotz hoher Freiheitsgrade gibt es unzählige Impulse, die von außen einströmen und zum Reagieren zwingen, statt aktiv gestalten zu können.

 

Die Lösung ist es, die Grenzen des bisher Vorstellbaren zu sprengen und alte, eingetretene Pfade verlassen. Die Kunst liegt darin, „out of the box“ zu denken.

 

Hierzu und um unsere kreativen Kräfte nutzen zu können, brauchen wir einen Zugang zu unseren inneren Quellen, aus denen wir wahrnehmen, kommunizieren und handeln.

 

 

Klaus Otto Scharmer (amerikanischer Ökonom, und Dozent am Massachusetts Institute of Technology in Boston) hat mit seinen Kollegen Innovations- und Erneuerungsprozesse erforscht. Er hat entdeckt, wie man einen Zugang zu noch nicht manifesten, zukünftigen Potenzialen erhält, sie in die Welt bringt und umsetzt. Er bezeichnet dieses Lernen und Handeln als „Presencing“ – eine Wortschöpfung aus den Begriffen „Presence“ (Gegenwart) und „Sensing“ (abfühlen, erfassen). Im Wesentlichen beschreibt er vier Stufen des Hinhörens, um sich diesem Potenzial zuzuwenden.

 

“Die Qualität der Aufmerksamkeit, die wir in eine Situation einbringen, bedingt die Art, wie Wirklichkeit entsteht.” (Otto Scharmer)

 

Der innere Dialog mit der Zukunft – 4 Formen des Hinhörens

 

Hinhören 1

Runterladen á la „Ja, ja. Das weiß ich schon“

 

Es ist ein „Runterladen“ von bereits bestehenden Urteilen. Wir nehmen die Welt aus der Perspektive unserer Urteile wahr. Bestehende Erwartungen werden durch das, was geschieht, bestätigt. Man hört bzw. sieht das, was den Erwartungen entspricht.

 

Hält man etwa z. B. die Realisierung eines Projektes in einer Woche für unmöglich, weil es bisher immer nur in zwei Wochen machbar war, dann ist man „blind“ für die Möglichkeiten, die sich für eine Umsetzung in einer Woche anbieten.

 

Das bedeutet, selbst wenn wir uns an einem Ort unzähliger Handlungsmöglichkeiten befinden, hängt deren Verwirklichung davon ab, ob wir unsere Urteilsgewohnheiten zurückhalten können.

 

Um die nächsten Stufe zu betreten, ist es notwendig, dass du das Urteilen zurückhältst und einen neuen Raum für Fragen und zum Staunen öffnest.

 

Wie das geht?

 

Akzeptiere, was ist („Ich habe nur eine Woche Zeit für die Realisierung des Projektes“), vorübergehend. Und wechsle zu einer spielerischen inneren Haltung.

 

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzten“. (Aristoteles)

 

Anstatt dich also auf den Gegenwind zu konzentrieren, verändere die Perspektive. Richte deine Aufmerksamkeit nach innen, weg von der äußeren Situation.

 

Wie du mit Urteilsgewohnheiten pausierst, kannst du in meinem Artikel 3 Prinzipien deiner Selbstorganisation lesen.

 

Hinhören 2

Die faktische Weise: „Das sieht so anders aus heute“

 

Dieses Zuhören konzentriert sich auf die Wahrnehmung der Fakten – rein sachlich. Dein inneres Urteilen ist abgeschaltet und du richtest dein Ohr auf das, was von deinem bisherigen Wissen abweicht.

 

Liste z. B. alle Einflussfaktoren des Projektes auf und schau: „Was kann ich in kürzerer Zeit erledigen? Was kann ich delegieren? Mit wem kann ich über das Projekt sprechen?Was sind die wesentlichen Dinge, die für das Projekt notwendig sind? Was kann ich weglassen?

 

Man kann es auch wissenschaftliches Hinhören nennen – die Fakten sprechen.

 

Im nächsten Schritt geht es darum, die analytische, faktische Ebene zu verlassen und zum Erfühlen von Situationen und anderen Menschen zu wechseln.

 

Hinhören 3

Die empathische Art: „Mensch ja, jetzt verstehe ich wirklich, wie du darüber denkst.“

 

Das ist eine Erweiterung deiner eigenen Perspektive um den Standpunkt eines anderen – bzw. ein Blickwechsel der Sicht der Dinge: weg von der sachlichen und hin zur emotionalen Ebene. Die Wahrnehmung geschieht hier aus der Intelligenz des Herzens.

 

Gerade bei Zuständen wie Wohlbefinden, Mitgefühl oder Freude laufen die Rhythmen von Herzschlag, Atem und Pulsschlag synchron und gleichmäßig. Man spricht von der sogenannten Herzintelligenz.

 

Lies dazu auch meinen Artikel Die 7 Fakten über deine Herzintelligenz.

 

„Handlungen, die aus dieser Art des Bewusstseins erfolgen, sind spontan und nicht das Resultat von Entscheidungen. Sie gehen von Ganzheiten aus und können geradezu schockierend effektiv sein.“ (Eleanor Rosch, Universität von Kalifornien)

 

Es geht also darum, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen.

 

Viele Informationen werden oft unbewusst wahrgenommen. Wenn du deine Aufmerksamkeit mehr auf den Herzbereich „das Beziehungsorgan“ richtest, bekommst du Zugang zu den eigenen Gefühlen und kannst dich leichter in die bereichernde Perspektive anderer Menschen versetzten.

 

 

Hinhören 4

Schöpferisch: „Ich nehme den Gesamtzusammenhang und eine sich abzeichnende Zukunftsmöglichkeit wahr“

 

Wir bekommen Zugang zu unserem „authentisches Selbst“ und handeln daraus.

Bei Spitzensportlern ist das als „In-der-Zone-spielen“ bekannt. Der Zustand des Flow, in dem du nicht denkst, sondern einfach nur bist. Sie nutzen hierfür z. B. Mentaltraining und innere Techniken wie Meditation, um in diesen Zustand zu gelangen.

 

Es geht darum, Zukunftsmöglichkeiten wahrzunehmen und sich damit zu verbinden. Es eröffnet sich ein innerer Raum der Stille und so bekommen wir eine direkte Beziehung zu ihnen.

 

Erik Lemcke, dänischer Bildhauer und Managementberater, beschreibt es wie folgt:

 

„Nachdem ich eine Zeit lang mit einer Skulptur gearbeitet habe, kommt ein bestimmter Moment, wo die Dinge sich verändern. In diesem Moment bin nicht mehr ich alleine derjenige, der arbeitet. Ich fühle mich verbunden mit etwas viel Tieferem und meine Hände arbeiten mit dieser Kraft. Ich fühle, dass ich mit Liebe und Sorgfalt erfüllt werde und gleichzeitig erweitert sich meine Wahrnehmung. Ich erspüre die Dinge anders. Es ist eine Liebe für die Welt und für das, was kommen wird. Instinktiv weiß ich dann, was ich tun muss. Meine Hände wissen, wann ich etwas zufügen oder wegnehmen muss. Meine Hände wissen, wie die Form sich manifestieren muss. In gewisser Hinsicht ist es leicht, mit dieser Hilfe zu arbeiten. In diesen Momenten empfinde ich große Dankbarkeit und Demut.“

 

Ähnlich wie beim Meditieren geht es beim Presencing um einen Zugang zu noch nicht manifestierten Potenzialen, um diese in der Welt fruchtbar zu machen: Werde aufmerksam, halte inne, lasse los, sei in der Stille und öffne dich.

 

Herzliche Grüße
Holger HagenHolger 🙂

 

Wie wirst du deine Zukunft gestalten? Ich freu mich über dein Kommentar!

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