Als Coach und Trainer bin ich in Veränderungsprozessen sehr oft in der Rolle des Beobachtenden und nehme so bewusst wahr, was geschieht. Mit der gezielten Aufmerksamkeit und dem Fokus auf das Beobachten sehe ich Dinge, die mir sonst nicht auffallen und den Teilnehmern erst recht nicht.

 

Der Beobachter in der Meditation

Kennst du das? Beim Meditieren verhält sich dein Geist oft unruhig und hält dich davon ab, in die Stille zu gehen. Du begegnest deinem inneren Dialog und es fühlt sich im ersten Moment so an, als wärst du noch ruheloser als vorher.

 

Natürlich ist es nicht so. Der innere Dialog war schon vorher in dieser rastlosen Geschwindigkeit unterwegs. Nur bist du von den Geschehnissen um dich herum abgelenkt. Durch die Meditation bemerkst du das erst.

 

„Was muss ich tun, wenn mich die Meditation innerlich aufwühlt und ich gereizt werde?“

„Nicht die Meditation wühlt dich auf“, war seine Antwort. „Die Gereiztheit liegt in dir. Und das Meditieren hilft dir dabei, sie zu erkennen und loszulassen.“

(Sally Kempton: Meditation – Das Tor zum Herzen öffnen)

 

Die Rolle des Beobachters

In der Meditation spielt der Beobachter eine wichtige Rolle.

Seine Aufgabe ist es, die Gedanken zu betrachten, statt sie loszuwerden. Es ist so, als würdest du innerlich einen Schritt zurücktreten, um das Denken vorbeiziehen zu lassen. Als würde man bewusst Wolken am Himmel vorbeischweben sehen.

 

Die Wolkenmetapher

Auf den ersten Blick in den Himmel scheint es, dass Wolken einen direkten Einfluss auf den Himmel haben. Dunkle Wolken verdüstern, Schäfchenwolken mustern ihn, keine Wolken lassen ihn strahlend blau erscheinen.

 

Schaust du genau hin, berühren die Wolken den Himmel gar nicht. Der Himmel ist – ob mit oder ohne Wolken – immer der Himmel. Ebenso verhält es sich mit deinen Gedanken und deinem Bewusstsein. Auf den ersten Blick scheint dein Bewusstsein von deinen Gedanken gelenkt.

 

Ein kleiner Wechsel deines Blickwinkels hat eine große Wirkung. Wenn du dich ausschließlich mit deinem Bewusstsein (dem puren Himmel) identifizierst und die Gedanken (die den Himmel augenscheinlich verändernden Wolken) außer Acht lässt, öffnet sich dir ein weiter, ungetrübter Raum. Deine Gedanken nehmen dich nicht mehr gefangen. Du kannst sie einfach frei fließen lassen.

 

Wie du den Beobachter in dir aktivierst, erfährst du in der Meditation am Ende des Textes.

 

Diese Qualität des Beobachtens kannst du ebenso in den Dialog übertragen.

 

Der Beobachter im Dialog

„Der Dialogprozess schafft ´den Raum zur Beobachtung des individuellen und kollektiven Denkens und Verhaltens´.“ (Hartkemeyer/Dhority: Miteinander denken – Das Geheimnis des Dialogs)

Die Doppelrolle des Beobachters

Der Beobachter hat eine Doppelrolle. In der Meditation beobachtet er die eigenen Gedanken, das innere Zwiegespräch. Im Dialog beobachtet er die eigenen Gedanken plus die Worte seines Gegenübers. Durch diese Doppelrolle öffnest du den Raum für neue Möglichkeiten in dir und im Dialograum.

 

Selbstbeobachtung im Dialog

Werde dir im Dialogprozess deiner eigenen Denk-, Gefühls- und Handlungsmuster bewusst. Du kannst dir klar machen, durch welche Gefühle und Vorannahmen deine Haltung zum Gegenüber beeinflusst wird. Dadurch hast du die Möglichkeit, den anderen aus einer neuen Perspektive wahrnehmen.

 

Ein kleiner Ausschnitt aus meinem Artikel Reflektierte Intuition beschreibt dir, was ich damit meine:

„Der Begriff Reflexion kommt von reflexio (lat.) und bedeutet: zurücktreten. Wenn du also innerlich zurücktrittst, kannst du deinen Monolog in dir wahrnehmen. Du bemerkst, was dich aufregt, ärgert, zufriedenstellt oder glücklich macht. Vielleicht nimmst du deine begleitenden Gefühle und deine Körperempfindungen wahr. Du nimmst innerlich Abstand von den Dingen, die dich beschäftigen und betrachtest sie wertfrei. Dann kannst du sie frisch und unvoreingenommen anschauen sowie erforschen. So gelangst du zu neuen Erkenntnissen bzw. veränderten Betrachtungsweisen, die dich in die richtige Richtung bringen.“

 

Hier geht´s zum Artikel: Reflexion als Intuitionstraining – Widerspruch oder Nutzen 

 

 

Beobachtung deines Gegenübers

Nimm dir Zeit für das Betrachten der Worte deines Gegenübers. Beobachte sie, ohne sie zu bewerten. Dadurch befreist du dich von dem eigenen Festgefahrensein und öffnest dich den positiven Möglichkeiten des Dialogs. Dann kannst du die Erfahrung machen, wie bereichernd und beglückend dieser sein kann.

 

Drei Fragen, welche dir das Beobachten im Dialog erleichtern

  1. Gehe ich ergebnisoffen in eine Gesprächssituation?
  2. Will ich wirklich wissen, welche Überzeugungen und Haltungen mich selbst und mein Gegenüber unterschwellig leiten?
  3. Liegt mir etwas daran, diese bei mir selbst zu beobachten (und ggf. zu überwinden)?

 

Meditations-Grüße

Holger HagenHolger 🙂

 

Es folgt nun deine Beobachtermeditation. Hab viel Spaß beim Meditieren und beobachten.

 

Ich freue mich, wenn du den Beitrag teilst 🙂
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