Entschleunigung

 

Vase_oder_GesichterUnser Gehirn besitzt die Fähigkeit, Strukturen zu erkennen. Es ist ständig damit beschäftigt, neue Informationen in bereits vorhandenen zu integrieren. Im nebenstehenden Bild sieht ein Mensch zunächst eine Vase, dann erkennt er erst das Profil zweier Gesichter und umgekehrt. Manch einer kann sogar nur eine der Abbildungen wahrnehmen. Dies geschieht durch selektive Wahrnehmung – wir suchen unbewusst nach einem bestimmten Struktur. Das ist notwendig, um die Fülle an Informationen, die täglich auf uns einprasselt, überhaupt bewältigen zu können.

 

Überall Kinderwagen

In unserem Alltagsbewusstsein nehmen wir die Welt mit der Brille unserer Gewohnheiten und Annahmen wahr. Wenn wir durch diese Gläser schauen, filtern wir, was nicht zu unserem derzeitigen Bild gehört und nehmen wahr, was zu unserer aktuellen Situation, unserem Denken und Fühlen passt – womit wir uns gerade befassen. In Fachkreisen wird das selektive Wahrnehmung genannt.

 

Ein typisches Beispiel hierfür ist das folgende:

Als ich mir ein neues Auto kaufte, sah ich überall identische Modelle in der gleichen Farbe auf den Straßen und Parkplätzen. Als hätten sich diese über Nacht schlagartig vermehrt.

Ein weiteres Beispiel: Unser erster Sohn kam auf die Welt und wir beschäftigten uns mit Kinderwagen. Plötzlich waren die Gehwege in ganz Hamburg auf einmal überfüllt mit Kinderwagen.

 

Im Kontakt zu anderen Menschen

Es geht noch weit darüber hinaus. Menschen, denen gegenüber wir das Gefühl haben, dass die „Chemie stimmt“, bekommen Vorschusslorbeeren, ohne dass wir es merken. Bei Kunden, Mitarbeitern, Geschäftspartnern spüren wir blitzschnell, ob wir jemanden mögen oder nicht. Entsprechend handeln wir. Das klassische Vorurteil. Wir reagieren dann bei Antipathie möglicherweise unpassend auf Menschen, ohne dass wir es beabsichtigen.

 

Begegnungskraft durch Dialog

„Dialog“ kommt von dem griechischen Wort dialogos. Logos heißt „Wort“ oder auch „Wortbedeutung, Wortsinn“ und dia bedeutet „durch“ (nicht „zwei“). Ein Dialog kann also von beliebig vielen Personen geführt werden, nicht nur von zweien. Sogar ein einzelner Mensch kann einen gewissen inneren Dialog mit sich selbst pflegen. „Wesentlich ist, dass der Geist des Dialoges vorhanden ist“, schreibt David Bohm in seinem Buch Dialog.

 

Hier entsteht nun die kluge Verbindung zur Meditation. Meditation ist ein Zustand von Achtsamkeit. Im Englischen wird das als mindfulness bezeichnet. Diese Geistesgegenwart ermöglicht es uns, einen tieferen Zugang zu uns selbst und zu anderen zu bekommen.

 

„Achtsamkeit kann uns dabei helfen, wieder zu kommunizieren, vor allem mit uns selbst.“

Thich Nhat Hanh

 

Geistesgegenwart durch Meditation 

„Das Gewahrsein von Atmung und anderen Körperempfindungen ist wahrscheinlich die allergrundlegendste Meditationsübung. Bevor man die Achtsamkeit erfolgreich auf Gefühle, Gedanken, Emotionen oder den Geist anwenden kann, muss sie im Gewahrsein von Atem und Körper fest verankert sein.“

Mark Epstein

 

Du kannst die Kernfähigkeit von Dialog und Meditation nutzen, um durch Geistesgegenwart Begegnungskraft zu ermöglichen.

 

Entschleunigung

„Es ist gut, etwas Langsames zu tun, bevor man im Leben eine wichtige Entscheidung trifft.“

Paolo Coelho

 

Die Entschleunigung ermöglicht es dir, aus der Geschwindigkeit auszusteigen, achtsam und präsent zu sein. Aus dieser Perspektive kannst du dich selbst beobachten und reflektieren. Du kommst deinen gedanklichen und emotionalen Strukturen auf die Schliche. Du kannst den Dingen die Erlaubnis geben, sich in der eigenen Zeit zu entfalten.

Entschleunigung in der Meditation: Bringe deinen Geist immer wieder zurück zum Atem. Zurück zu Wahrnehmungen deines Körpers. Das ist die Arbeitsgrundlage von Meditation. Dann fällt es dir leichter, zu entscheiden und dich auf Veränderungen einzulassen.

Entschleunigung im Dialog: Wenn du dich auf Pausen einlässt, und dir mehr Zeit lässt, das Gesagte zu überdenken, können alle Beteiligten in den Fluss von Austausch eintauchen, der in der gelassenen Gegenwart entsteht. Das ermöglicht ein Lösen von alten Programmen, um sich neuen Aspekten zuwenden zu können.

 

„Man besitzt nicht nur die Fähigkeit, die Welt wahrzunehmen, sondern auch die Fähigkeit, seine Wahrnehmung davon zu verändern; einfacher gesagt, man kann die Dinge verändern durch die Art, wie man sie betrachtet.“

Tom Robbins

 

Die Dinge bekommen die Bedeutung, die du ihnen gibst. Durch die Meditation siehst du die Menschen, Ereignisse und Umstände, wie sie tatsächlich sind und nicht, wie sie dir erscheinen. Du kannst deinen Geist trainieren, um bewusst in deine Gedanken und Gefühle einzutauchen, anstatt von ihnen dominiert zu werden.

 

Lies dazu auch meinen Artikel: Wie du durch Selbstreflexion aus deinen Fehlern lernst

Aktiviere dein inneres Potenzial und erhöhe die Wirkung deiner Gespräche

Du brauchst Zeit und Raum, um über Gedachtes und Gesprochenes nachzudenken, bevor du agierst. Durch Entschleunigung erfährst du eine erhöhte Selbstpräsenz und Begegnungskraft. Du bekommst leichteren Zugang zu deinen eigenen Potenzialen und deiner Kreativität. Durch die Verlangsamung deiner Gedanken und durch dein Innehalten kann die Wirkung deiner Dialoge erhöht werden, indem du dich kurz auf deinen Atem konzentrierst und dir über deine Gedanken, Gefühle und Handlungsimpulse bewusst wirst.

 

Wie mache ich das? 

 

Mache einfach diese kurze Achtsamkeitsübung, die dich in die Gegenwart holt und dich entschleunigt:

 

  1. Konzentriere dich auf deinen Atem und nimm wahr, wie sich dein Körper durch das Atmen bewegt.
  1. Halte inne und achte darauf, was du hier und jetzt in diesem Augenblick denkst, fühlst und tust.
  1. Stell dir die folgenden Fragen:
    Welche Gedanken habe ich?
    Welche Gefühle habe ich?
    Mit welchen Tätigkeiten bin ich beschäftigt?
  1. Antworte auf jede Frage einzeln mit Sätzen, die mit „jetzt“ beginnen:
    Jetzt denke ich …
    Jetzt fühle ich …
    Jetzt beschäftige ich mich mit …
  1. Bleibe dann für einige Minuten still.

 

Das Wahrnehmen des derzeitigen Augenblicks – des Hier und Jetzt – erhöht deine Fähigkeit zur Achtsamkeit. Dann bist du mit all deinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen in der gegenwärtigen Situation. Führe diese Übung z. B. vor einem anstehenden Gespräch durch. So kannst du mit deinen Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern in jedem Augenblick etwas ganz Besonderes gestalten.

 

Hier-und-Jetzt-Grüße

Holger HagenHolger 🙂

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