Das offene Erkunden – hinter den Kulissen deiner Gedanken

Während meiner Ausbildung zum Coach im Jahre 2001 habe ich mir viele Ziele gesetzt und mir war es wichtig, mein Leben zu planen. Ich hatte Ziele für ein Jahr, zwei, fünf und zehn Jahre. Viele davon habe ich erreicht, z. B. diese: Ich bin direkt nach der Coaching-Ausbildung für zwei Monate nach Neuseeland gereist. Außerdem bin ich seit zehn Jahren erfolgreich selbständig als Coach und Trainer.

 

Einige Ziele habe ich nicht umgesetzt, ich habe beispielsweise nicht mehr Psychologie und Philosophie studiert und Autor bin ich auch nicht geworden.

 

Bei anderen Zielen ist das Gegenteil eingetreten. So wollte ich damals auf dem Land wohnen und befinde mich jetzt mit meiner Familie immer noch mitten in Hamburg. Und es kamen Dinge in mein Leben, mit denen ich nie gerechnet hätte. Etwa, dass ich Workshops zum Thema „Emotionsmanagement“ besuche, die mein Leben deutlich verändert haben.

 

Mein zeitweiliger Abschied von Zielen und Lebensplanung

Seit der Coaching-Ausbildung habe ich mich nie wieder bewusst damit beschäftigt, mein Leben zu planen. Vielleicht, weil ich gemerkt habe, dass ich nur einige Ziele wirklich erreicht habe und andere eben nicht. Und dass Dinge, die mich begeistern und weiterbringen, nicht immer beabsichtigt sein müssen. Der eigentliche Grund aber war folgender:

 

Es reicht eben nicht aus, Ziele lediglich zu setzen, um erfolgreich zu sein.

Diese Aussage wurde in einem Webinar mit Dr. Jens Tomas (einem Berater und Coach aus Münster) getätigt und durch folgenden Zusatz ergänzt:

 

„Ziele müssen mit den eigenen Glaubenssätzen und Werten übereinstimmen“.

 

Herr Tomas beschreibt vier Mythen der Zielerreichung und wie diese wirklich funktioniert, nachdem aus seiner Sicht 95 % der Literatur-Inhalte zu dem Thema nicht oder nur teilweise funktionieren.

 

Was sind nun Werte und Glaubenssätze?

Glaubenssätze wie „Ich darf nicht erfolgreich sein“ bzw. „Ich bin erfolgreich“ beschreiben die innere Einstellung zu dir selbst. Es liegt auf der Hand, was das Ergebnis des jeweiligen Glaubenssatzes ist.

 

Werte hingegen dienen dir zur Orientierung. Sie sagen aus, was dir im Leben wirklich wichtig ist und bestimmen über dein Verhalten. Mit Werten setzt du dir Prioritäten, die bestimmen, womit du deine Zeit verbringen möchtest. Sie lassen sich herausfinden durch die Frage: „Was ist mir wichtig?“ Z. B. im Beruf: Freiheit, Abenteuer, Entwicklung, Spaß …

 

Ein Beispiel für dich – meine Glaubenssätze und Werte zum Thema „Ziele“:

Für das Erreichen von Zielen habe ich vor einiger Zeit folgende Glaubenssätze für mich formuliert und unbewusst gespeichert:

 

„Das Artikulieren und Verfolgen von Zielen macht unfrei.“

 

„Es macht keinen Sinn, Ziele zu formulieren, da sie eh nicht alle erreicht werden“.

 

Darüber hinaus ist Freiheit mein höchster und wichtigster Wert. Das erklärt, wieso ich bisher wenig vom Planen des Lebens und von Zielsetzungen gehalten habe. Statt mir Ziele zu setzen und ein Konzept für mein Leben zu basteln, habe ich in den letzten Jahren mehr in der Gegenwart, von Moment zu Moment, gelebt. Ich habe auf die Impulse des Lebens gehört, statt es minutiös zu entwerfen.

 

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“

(John Lennon)

 

Was ich soeben getan habe:

Ich habe dir meine persönliche Sichtweise des Themas „Vom Umgang mit Zielen“ beschrieben und dir meine Beweggründe – einschließlich der eigenen Glaubenssätze und Werte – genannt. Ich habe dir die Herkunft meiner Bewertungen deutlich gemacht und dich an meinem Denkprozess beteiligt.

 

Ich hätte ja auch einfach sagen können „Ich halte nichts davon, das Leben zu planen und nach Zielen auszurichten“. Es hilft jedoch enorm, hinter den Horizont von Aussagen zu schauen. Das ist offenes Erkunden. Mein daraus resultierender Einblick in das Thema „Zielsetzung“ und die Hintergründe aus Herrn Tomas‘ Webinar haben mich jedenfalls dazu bewogen, für die nächsten zwölf Monate im beruflichen Bereich Ziele zu formulieren. Meine Einstellung dazu ist jetzt eine andere:

 

“Ich kann Ziele formulieren, sie erreichen und trotzdem frei sein.“

 

In der Meditation hilft dir das offene Erkunden, hinter die Kulissen deiner Gedanken und Gefühle zu schauen. Festzustellen, wie deine Einstellung und Haltung z. B. zu Zielen ist. Herauszufinden, was dir wirklich wichtig ist und auf die Impulse des Lebens zu lauschen.

 

Offenes Erkunden in der Meditation:

Erweitere deine Sicht der Dinge. Die Meditation ermöglicht es dir, Dinge so zu sehen, wie du sie vorher nicht gesehen hast. Das kann dich entspannen. Achtsamkeit und Verlangsamung führen zur inneren Stille. Durch diese gelingt es dir, deinen eigenen Horizont zu erweitern. Hinter die Dinge zu schauen. Tiefer in dich hineinzuhorchen. Um die Anregungen deines Lebens wahrzunehmen:

 

Ich habe mich von David Steindl-Rast inspirieren lassen. Er erzählt in seinem Video „Want to be happy? – Be grateful“ von den einfachen drei Schritten, die jedes Kind lernt, wenn es sich im Verkehr bewegt und die Straße überqueren will: „Stop, look, go“. Ich habe sie dir etwas näher beschrieben:

 

  1. Stopp

Halte inne, werde still. Baue Stoppschilder in dein Leben.

 

  1. Schau

Öffne deine Augen, Ohren, all deine Sinne. Öffne dein Herz für neue Gelegenheiten. Genieße das Wahrnehmen von Chancen.    So wie ich in meinem Beispiel neue Möglichkeiten für den Umgang mit Zielen erfahren habe.

 

  1. Geh

Nutze die Einladung, die dir das Leben mit seinen Möglichkeiten gibt. Realisiere, was dir das Leben anbietet in diesem Moment der Selbstpräsenz und folge dem.

In meinem Beispiel habe ich direkt nach dem Webinar mit einer neuen Haltung Ziele für mich definiert und laufe jetzt mit diesen Zielen durch das Leben.

 

Während die Meditation einen Blick hinter die Kulissen deiner Gedanken wirft, bereichert der Dialog dein Denken, Fühlen und Handeln durch Impulse von außen. Dabei hilft es dir, auch deinem Gesprächspartner diesen Einblick zu gewähren.

 

Offenes Erkunden im Dialog:

Dies ist meine Einladung an dich, die Wurzeln deines Denkens und Fühlens auszusprechen. Benenne also nicht nur das Endprodukt (dein Statement), sondern auch deine Annahmen,

Bewertungen, Vorurteile sowie Beobachtungen, die dich dazu geführt haben.

 

Wie in meinem Beispiel über Ziele. Ich habe dir nicht nur erzählt, wieso ich mir keine Ziele mehr gesetzt und mein Leben nicht mehr geplant habe, sondern dir ebenfalls meine Beweggründe, Glaubenssätze und Werte dazu geschildert. Und durch das Beschäftigen mit den Hintergründen während Herrn Tomas‘ Webinars und im Anschluss daran habe ich meine Sichtweise dazu geändert.

 

Immer neue Sichtweisen bereichern mein Leben – und deines auch 

Das bedeutet: Mein Weltbild verändert und erneuert sich ständig. Ich hinterfrage meine Einstellungen und Glaubenssätze im permanenten Dialog mit Kollegen, Coaches, Mitmenschen und in Seminaren. Deshalb empfinde ich den Dialog als etwas Bereicherndes. Weil gemeinsames Denken viel mehr Freude macht. Probier es einfach aus.

 

„Was immer du zu sagen hast, lass die Wurzeln dran, lass sie hängen. Mitsamt der Erde, um klarzumachen, woher sie kommen.“

(Charles Olson)

 

Herzliche Grüße

Holger HagenHolger 🙂

 

Was ist deine Meinung zum Thema Ziele? Und warum denkst du so darüber? Was sind deine Gedanken dazu? Hinterlasse deinen Kommentar gerne unten im Dialogfeld. Ich bin gespannt darauf.

 

Ich freue mich, wenn du den Beitrag teilst 🙂
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